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Luft- und Erdwärme

Solarlux Campus Melle

Das Geothermiefeld des "Solarlux Campus" ist derzeit das größte Geothermiefeld Norddeutschlands. Es liefert Erdwärme für den Betrieb einer Sole-/ Wasser-Wärmepumpe von Viessmann.

solarlux Gebäude von aussen
solarlux Objektansicht. Bild: © solarlux

Das niedersächsische Unternehmen Solarlux produziert seit fast 35 Jahren Glas-Faltwände und Glasanbauten und wächst stetig. Als der bisherige Firmensitz zu klein wurde, entschied sich das Unternehmen neu zu bauen. In Melle sollte auf einem 13 Hektar großen Areal der neue Firmensitz entstehen, der erstmalig alle Standorte unter einem Dach zusammenführt. Der Bauherr wünschte sich eine nachhaltige Bauweise unter Verwendung der eigenen Fassadensysteme sowie die Nutzung erneuerbarer Energien in Kombination mit Energierückgewinnungssystemen. 

Wärmeversorgung und Kühlung 

Der wichtigste Eckpfeiler der Energieversorgung, sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen, ist die geothermische Anlage. Das Geothermiefeld des „Solarlux Campus“ ist derzeit das größte Geothermiefeld Norddeutschlands. Insgesamt reichen 76 Erdsonden 80 Meter tief ins Erdreich. Mittels eines Wärmeträgermediums – in diesem Falle reines Wasser – sammeln die Sonden Erdwärme. Über einen Wärmetauscher wird dem Trägermedium die Energie entzogen und mittels einer Sole-/ Wasser-Wärmepumpe Vitocal 300-W PRO von Viessmann in das Heiz- bzw. Kühlsystem des Gebäudes eingespeist. Die Regelung der Wärmepumpe erfolgt über eine Vitotronic 100 von Viessmann. 

Zum Kühlen wird in den Sommermonaten das kühle Wasser direkt durch das Leitungssystem geführt. Das in den Gebäuden erwärmte Wasser wird dann wieder in die Erde zurückgeführt. Zusätzlich nutzt man Abwärme aus der Produktion. 

Die so gewonnene Energie dient dem Neubau sowohl zum Heizen im Winter als auch zum Kühlen in den warmen Sommermonaten, was eine spürbare Entlastung der Energiekosten bedeutet und die Umwelt schont. Zieht man die Elektroenergie ab, die für den Betrieb der Wärmepumpe nötig ist, deckt die Geothermie rund 60 Prozent des Heizbedarfs. Auch ein Großteil der Kühlleistung kann mithilfe der Geothermie abgedeckt werden. 

Der Anteil der Heizlast, die nicht mit der geothermischen Anlage über Erdwärme erzeugt werden kann, wird über ein Blockheizkraftwerk Vitobloc 200 sowie eine Kombination aus Gas-Brennwertkessel Vitocrossal 300 und Niedertemperatur-Kessel Vitoplex 200 von Viessmann abgedeckt. 

Ansicht Sole/Wasser-Wärmepumpe Vitocal 300-W Pro
Die Wärmepumpe liefert 345 kW an Heiz- und 279 kW an Kälteleistung. Bild: © Thorsten Arendt, Münster

Das Hauptgebäude wird ausschließlich durch Betonkernaktivierung gekühlt und geheizt. Zu diesem Zweck wurden gut 15 Kilometer an Rohrleitungen verlegt. Die Betonkernaktivierung macht sich die Fähigkeit des Betons zunutze, thermische Energie zu speichern. Beton reagiert dabei träge, er nimmt die Wärmeenergie auf und gibt sie zeitverzögert wieder an die Umgebung ab. Mithilfe der Rohrleitungen und mittels des Trägermediums Wasser wird die Wärme- bzw. Kälteenergie durch den Beton geleitet und somit die Umgebung geheizt oder gekühlt. 

In den Produktions- und Logistikbereichen erfolgt die Wärmeverteilung und Kühlung hingegen über eine Industriefußbodenheizung mit 135 Kilometer Rohrleitung. Eine Fußbodenheizung lässt sich mit niedrigtemperiertem Wasser von rund 40 Grad Celsius nutzen, ist also ideal für die mittels einer Wärmepumpe erzeugte Wärmeenergie. Sie sorgt für ausgezeichnete Temperaturverhältnisse mit bodennaher Wärme. Außerdem fungiert die Bodenplatte als zusätzlicher Wärmespeicher. Das macht die Fußbodenheizung besonders energiesparend. 

Im Gegensatz zum Hauptgebäude, wo die Rohrleitungen im Sommer zum Kühlen genutzt werden, erfolgt das Kühlen in den Produktionshallen ausschließlich über intelligente Nachtauskühlung über Lüftungslamellen in den Fassaden und den Sheddächern. Die reine Masse der Betonbauteile reicht dank der Dimensionen aus, um die nächtliche Kühle zu speichern und tagsüber zeitversetzt abzugeben. Beim Kühlen kommt man so, abgesehen von der automatischen Regelung, ohne jede zusätzliche Energie aus. 

Autorin: Katharina Ricklefs

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