Badeparadies Titisee Schwarzwald
Der gesamte Wellnessbereich des Badeparadies in Titisee tritt als leichter, transparenter Baukörper in Erscheinung, der der darunter verborgenen Palmenoase quasi nur als Klimahülle dient. Durch den Einsatz von effizient genutzter Energie und die Verwendung von Holz als regenerativ nachwachsendem Rohstoff, wird die benötigte Wärme CO2-neutral bereitgestellt.
Entwurfsaufgabe
Die Idee zu einem Erlebnisbad im Hochschwarzwald entwickelte der Architekt und Bauunternehmer Josef Wund bereits im Jahre 2003. Damals waren die Gemeinden in der Region jedoch noch nicht von der Idee eines Erlebnisbades mit Wellness- und Saunalandschaft überzeugt. Gegen Ende des Jahres 2006 unternahm der Architekt, der bereits in Bayern zwei Bäder betreibt, einen erneuten Anlauf, um die Gemeinden für seine Idee zu gewinnen – und war erfolgreich.
Dem Entwurf des Erlebnisbades mit Wellness- und Saunalandschaft liegt kein Architektenwettbewerb zugrunde. Folglich konnte die Form des Gebäudes nach den Vorstellungen des Investors, Architekten und Bauherrn Josef Wund umgesetzt werden. Eine hohe Beteiligung der Öffentlichkeit in Form von Bürgerverfahren ließen Land und Leute dennoch an der Unternehmung "Erlebnisbad" teilhaben.
Der gesamte Gebäudekomplex setzt sich aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Die Form des Eingangsbereiches ist eine Reminiszenz an die in der Region verbreiteten Schwarzwaldhäuser. Dabei sei das Schwarzwaldhaus, so Josef Wund, nicht vorrangig eine Gestaltungsfrage, sondern habe technische Auswirkungen: Es ermöglicht große Spannweiten. Die beiden Bereiche Spaßbad und Entspannungslandschaft sind räumlich autonom strukturiert, was sich in der Dachlandschaft deutlich ablesen lässt. Die strikte räumliche Trennung der Bereiche war eine unabdingbare Prämisse für den Entwurf. Nur Jugendliche über 16 Jahren haben Zugang zu den Ruhe- und Entspannungszonen, im Spaß- und Actionbad darf demnach der Geräuschpegel hoch sein. Der Architekt selbst ist trotz Kritik aus der Bevölkerung von dieser Trennung überzeugt: Man könne in einer Oper auch keinen Fußball spielen.
Eine weitere wichtige Grundlage des Entwurfes war das Thema Transparenz. Während die Wellness- und Saunalandschaft mit 180 echten Palmen, 35 Grad Celsius Außen- und 33 Grad Celsius Wassertemperatur unter einem tonnenartigen, gläsernen Dach untergebracht ist, hat der Spaßbereich "Galaxy" mit Rutschen jeglicher Art, Wellenbad und 25-Meter-Sportbecken eine hohe, schräg gestellte Panoramascheibe, die den Badenden den Blick auf den Hochfirst ermöglicht.
Wasseraufbereitung und Raumklimatisierung
Mit 9.500 Quadratmetern Gesamtfläche und einer Gesamtwasserfläche von 1.250 Quadratmetern hat das Badeparadies in Titisee einen enormen Energiebedarf. Eine aufwändige Technik nimmt mindestens noch einmal genauso viel Raum ein wie das Bad selbst. Damit dem Badegast auch Südseefeeling garantiert ist, befinden sich in den Katakomben unter dem Bad unzählige Pump-, Umwälz-, Filter- und Reinigungsanlagen für die Wasseraufbereitung und Raumklimatisierung. 30 Liter Frischwasser müssen pro Tag und Besucher bereitgestellt werden. Für das Badeparadies bedeutet dies, dass jeden Tag circa 120.000 Liter Wasser als Badewasser aufbereitet, im Umlauf gefiltert und als Abwasser vorbehandelt werden müssen. Selbst die Wurzelbelüftung der 180 echten Palmen wird von diesem System aus gesteuert. Zum größten Teil läuft der Prozess vollautomatisch ab, jedoch ist eine ständige Kontrolle durch Techniker notwendig.
Strom- und Wärmeversorgung
Das Bad hat einen Wärmebedarf von 13.000 Megawattstunden pro Jahr. Die ganzjährig erforderliche Grundlast, die also auch im Sommer als Minimum benötigt wird, wird von einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Vitobloc 200 von Viessmann bzw. von der Firmengruppe ESS produziert. 8.000 Betriebsstunden pro Jahr sind dabei anvisiert. In erster Linie produziert das BHKW Strom. Die dabei anfallende Wärme wird mitgenutzt, folglich liegt die mit dieser Technologie verbundene Energieausbeute bei nahezu 100 Prozent. Hauptwärmelieferant für das Bad ist eine Holzhackschnitzelanlage Pyrovent von Viessmann bzw. von der Firmengruppe Mawera, die rund 60 Prozent der Wärmeenergie liefert. Aufgrund des geringen Wärmebedarfs im Sommer läuft die Anlage in den Sommermonaten nicht, da die Wirtschaftlichkeit dann nicht mehr gegeben wäre. Dann übernimmt das BHKW die Strom- und Wärmeversorgung alleine. Zur Sicherung eines erhöhten Bedarfs stehen zwei Vitoplex 300 Niedertemperatur-Öl-Heizkessel von Viessmann bereit, die einen eventuellen Spitzenbedarf zu je 1.600 Kilowatt abfangen können.
Schon von Weitem ist der Kamin des Heizwerkes sichtbar, es entweicht jedoch nur Wasserdampf, denn die Abgase werden mit modernen Abgaswäsche- und Entschwadungsanlagen gereinigt. Gesetzlich geforderte Grenzwerte werden so problemlos eingehalten. Die Möglichkeit der Wahl zwischen drei verschiedenen Energieträgern – Holz, Gas, Öl – stellen jederzeit den Energiebedarf sicher, auch wenn ein Energieträger einmal ausfallen sollte. Das Konzept des Badeparadieses überzeugt durch den Einsatz von effizient genutzter Energie und durch die Verwendung von Holz als regenerativ nachwachsendem Rohstoff, der die Wärme CO2-neutral bereitstellt.